Ich lobe mir den Klimawandel 

Lasst die Gletscher doch nur schmelzen

Wer will denn Ski und Snowboard fahrn

Oder Schneemannkugeln wälzen

Ich lobe mir die Massenhaltung

Wie die Tiere niedlich schmusen

Und dank täglicher Hormone 

Wächst mir bald ein Männerbusen

Ich lobe mir die Pestizide

Bringt sie nur fleißig auf das Feld

Niemand will die ganzen Tiere

Gibt eh zu viel auf dieser Welt

Ich lobe mir die Algenblüten

Wenn sie alle Seen bestimmen 

Wer will denn schon bei dreißig Grad

Sich gar kühlen oder schwimmen?

Ich lobe mir den Erdölteppich

Wenn er treibt dort durch die Wellen

Wie ein wundervoller Zauber

Malt schön schwarz er die Sardellen 

Ich lobe mir den sauren Regen

Wenn fleißig er vom Himmel fällt

Wer will denn die ganzen Bäume

Ich mag den freien Blick aufs Feld 

Ich lobe mir dir Feinstaubwolke

Lasst die Autos kräftig pusten

Es ist die schönste Sinfonie

Wenn im Chor die Menschen husten

Ich lobe mir das Goldabbauen

Wo die Regenwälder waren

Weil es jetzt endlich Straßen gibt

Kann ich dort nun Porsche fahren

Ich lobe mir das Fastfoodessen

Wer will denn immer nur Salat?

Brauchen doch die guten Sachen

Viel Zucker, Salz und Glutamat

Ich lobe mir die vielen Kriege

Um dieses Tal, um jenen Berg

Denn vom All sehn die Granaten

Aus wie das schönste Feuerwerk

Ich lobe mir dich Menschenkinde

Was bist du weise, Säugetier

Stehst wie ein König gottesgleich

Bei deinem Untergang Spalier

Henning Mertens, Jahrgang 1982, ist in Bremen geboren und aufgewachsen. Während des Studiums in Jena entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben. Es sollte aber noch ein paar Jahre dauern, bis seine Werke das Licht der Welt erblickten. Heute lebt er mit seiner Familie in der Nähe von Bremen und hat bereits zahlreiche Gedichte, Kurzgeschichten und andere belletristische Texte veröffentlicht. Zuletzt erschienen ist »Auftragskiller – Tagebuch meines zweiten Ichs« im Ruhrkrimi-Verlag.